Louis XIV: Der Sonnenkönig und seine Zeit

Buchseite und Rezensionen zu 'Louis XIV: Der Sonnenkönig und seine Zeit' von Johannes Willms
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Inhaltsangabe zu "Louis XIV: Der Sonnenkönig und seine Zeit"

Format:Gebundene Ausgabe
Seiten:532
Verlag: C.H.Beck
EAN:9783406800672

Rezensionen zu "Louis XIV: Der Sonnenkönig und seine Zeit"

  1. Weit mehr als Ballett und Versailles...

    Der Historiker Johannes Willms hat drei Biografien über die prägenden Personen der neueren französischen Geschichte geschrieben: Charles de Gaulle, Napoleon I. und diese hier: über den Sonnenkönig Louis XIV. Vorweg: Das ist meine zweite Biografie über ihn und da mich die erste sehr enttäuscht hat, ging ich mit großen Erwartungen an diese Lektüre - und bin begeistert!
    Johannes Willms gelingt es, diese einzigartige Persönlichkeit in ihrer Wechselwirkung zu ihrer politischen und gesellschaftlichen Umgebung zu zeigen. Gerade bei den französischen Herrschern neigt man dazu, sie als archetypische Vertreter des Absolutismus viel zu personenbezogen darzustellen. Dies passiert hier nicht und doch wird klar, welche singuläre Macht Louis XIV. hatte - und zu welchen Verwerfungen, ja Katastrophen das führte. Unser Bild dieses Königs ist zu sehr vom Begriff "Sonnenkönig" geprägt, Musik, Ballett, Versailles, höfisches Leben... Das alles war da und vielleicht auch nicht nur Ausdruck absoluter Macht, sondern auch echtem Interesse an der Kunst - aber da war auch die religiöse Intoleranz und die Rücknahme des Ediktes von Nantes, eine massive Arroganz und Unbelehrbarkeit gerade in politischen oder militärischen Fragen und eine machtversessene Außenpolitik. Von 54 Jahren Herrschaft führte Louis 33 Jahre Krieg - mit katastrophalen Verlusten und verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen. Doch es wird auch klar, dass die französische Monarchie kaum eine andere Charakterbildung zuließ - niemals war der König wirklich er selbst, nicht nur das morgendliche Aufstehen, selbst der Gang zur Toilette geschah unter den Augen Zuschauender. Und so entsteht eben eine wirkliche gute Biografie: Wenn sie zeigen kann, wie eine einzelne Person ihre Zeit prägt und wie wenig gleichzeitig Geschichte eine Erzählung von singulären Menschen ist - denn auch ein Herrscher wie Louis XIV. ist am Ende "nur" ein Kind seiner Zeit.